Mein Bekannter: „15. Musste hin. Skrowaczewski. Bruckner. Vierte.“
Ich: „15.? Ist doch 3. Advent.“
Er: „Macht nüscht. Um Vier gehts los.“
Ich: „Vier? Oh Scheiße.“

Der Mozart steigert nicht meine Adventsfreude.

Es geht gut los, aber dann geht die Flottheit verloren. Martin Fröst spielt Klarinette. Technisch ist der Typ der liebe Gott, sein Ton aber ein Ton ohne Atem. Sein kunstvoll pointiertes Non-Legato-Spiel wirkt ermüdend. Oder ich habe mich pausenlos verhört.

Bruckner 4.

Stanislaw Skrowaczewski besitzt sachbezogene Autorität. Das Orchester hat eine spezifische Farbe, einen eigenen Charakter:

Helle, sachliche Orchesterfarbe, was sich bis zu strahlender Nüchternheit steigern kann. Dann Frische und Kraft. Es ist eine logische Sauberkeit der Interpretation da. Es herrscht ein sachlicher Respekt vor der Musik. Skrowaczewski lenkt das RSB absolut sicher durchs Themen- und Motivgewusel.

Es gibt weitere Pluspunkte, etwa die anziehenden Tempi vieler Steigerungen – sehr deutlich vor dem ersten Höhepunkt der Durchführung – oder die knackigen Spannungspitzen. Skrowaczewski kommt vom architektonischen Denken her. Eigenheiten Skrowaczewskis scheinen das kraftvolle schwere Blech (Posaunen, Tuba), das beglückend donnern darf, was auch ein bissl altmodisch wirkt – aber nur ein bissl, also nicht so komplett altmodisch wie bei Thielemann. Das Finale ist eines der besten Brucknerfinali, die ich hörte. Geiles Tempo. Der 2. Satz steht etwas zurück.

Schönes Solohorn im Thema des 1. Satzes (Dániel Ember). Schöne Soloflöte zur Reprise (Silke Uhlig).

Mozart mit Partitur, Bruckner ohne. Der polnische Dirigent ist klapperdürr. Die Hose ist bis knapp unter die Brustwarzen hochgezogen. Mozart mit 3 Kontrabässen und 4 Celli sowie Bratschen.