Turandot, die Prinzessin des Todes, ist eine Mega-Marionette – das ist der Kern der neuen Inszenierung von Philipp Stölzl an der Berliner Staatsoper. Haut das hin? Puccinis letzte Oper als Marionettentheater? Zum Schluss wird das nicht ganz eingelöst. Bei Stölz ist der Weg das Opernziel. Und der geht spektakulär los. Eine Riesenmarionette mit Holzgelenkfingern und zeltartigem Gluckenkleid füllt den sonst leeren Bühnenraum (Bühne: Franziska Harm). Aber das hübsche, chinesische Gesicht ist Fassade. Die Puppe wird von Arbeitern (=Demagogen?) gelenkt. Und wird im weiteren Verlauf schnöde demaskiert.

Das sensationslüsterne Volk steckt in grauen Mao-Uniformen (Kostüme: Ursula Kudrna), ist stets ein sichtbarer Akteur, es reckt die Arme, drängt sich ballend zusammen und formt sich zur Mauer. Das sieht gut aus, ist spannend, auch lichttechnisch bleibt kein Zuschauerauge trocken (Licht: Irene Selka).
Die Kritik: Um eine Ecke zu viel gedacht ist, wie es mit der Marionette zu Ende geht. Hat doch das Abfallen von Holzgliedern und Maske, wobei schließlich das Totenantlitz enthüllt wird, mit der realen Turandot irgendwann nur noch wenig zu tun.
Die wird von Elena Pankratova gesungen, mit intensivem Timbre, glühendem Ton, herzhaft guttural und fulminanten Spitzentönen. Hätte die im März mit unnötig viel Aplomb ausgeladene Netrebko das auch so gekonnt?
