Petrenko und Kupfer bringen in München Lady Macbeth von Mzensk heraus.
Öffnet das grellrohe Meisterwerk des 20. Jahrhunderts ein Panoptikum menschlicher Niederträchtigkeiten? Was das Wesen dieser Oper ist, getraut man sich nicht zu bestimmen. Hat Schostakowitsch hier mit zynischem Komponistenhändchen eine Gogol’sche Farce komponiert? Eine sarkastische Gesellschaftskritik? Einen Horrortrip ins Innere der Nacht? Weiterlesen →
Schau mir in die Augen, Sergei! Anna Vinnitskaya spielt Rachmaninow / Foto: rsb-online.de
Marek Janowski und das RSB mit Richard Strauss und Sergei Rachmaninow.
Strauss und Rachmaninow (Richard mit Schnauzer, Nase und Mund bei Sergei wie aus Marmor gehauen) gehen sich auf dem Konzertpodium meist aus dem Weg. Heute nicht. Von Schnauzer-Richard kommen heute zwei Nebenwerke. Von Marmor-Sergei kommt das pièce de résistance. Die Werkauswahl bzw. die dahinter stehenden Fragen lösen sich zwar nicht restlos in Erkenntnis auf, was dem Faszinosum dieser Werkkopplung schlussendlich aber keinen Abbruch tut. Weiterlesen →
Opfertod à la Sascha Waltz: Alles Strampeln hilft hier nicht / Foto: Bernd Uhlig
Drei Jahre nach der Premiere sehe ich Sasha Waltz‘ Sacre wieder.
Waltz‘ Tanz-Triptychon, ins Leben gerufen 2013 zum 100. Jahrestag der Uraufführung von Strawinskys Erfolgsballett, heißt kurz und sachlich „Sacre“. So viel „Weihe“ ist dann aber gar nicht – zumindest anfangs, denn L’Après-midi d’un faune nach Debussys berühmter Musik und Berlioz‘ Scène d’amour sind auf jeden Fall zu 100% weihefrei. Die sinnliche Fauns-Pastorale macht Waltz zum picassösen Trikot-Theater, die „Liebesszene“ zum zarten Pas de deux. Weiterlesen →
Anna Netrebko singt Manon Lescaut / Foto: facebook.com/MetOpera/
Zwei Gründe sprechen für die New Yorker Manon Lescaut.
Ein Grund spricht dagegen: die Inszenierung.
Die Inszenierung von Richard Eyre festigt den Ruf der Met als eines der trübsten Opernhäuser – was die Regie angeht. Richard Eyres inszenatorische Belanglosigkeit führt uns in’s Vichy-Frankreich, dezent garniert mit Nazi-Mayonnaise. New York – que me veux-tu? Weiterlesen →
Es ist raus. Die russische Sopranistin Anna Netrebko wird im Sommer 2107 ihr Rollendebüt als Aida im Rahmen der Salzburger Festspiele geben. Unter der Leitung von Riccardo Muti wird Netrebko zum ersten Mal die Rolle der äthiopischen Prinzessin in Verdis gleichnamiger Oper singen. Die Arie „O patria mia“ („Nil-Arie“) aus dem 3. Akt der Oper Aida hat Anna Netrebko schon auf Konzerten gesungen.
Die Premiere findet am 6. August 2017 statt.
Neben Netrebko werden Ekaterina Semenchuk (als Amneris), Francesco Meli (Radamès), Netrebko-Ehemann Yusif Eyvazov (Radamès, 22.,25.August), Luca Salsi (Amonasro), Roberto Tagliavini (Il Re) und Dmitry Belosselskiy (Ramfis) auf der Bühne des Großen Festspielhauses zu hören sein.
Weitere Termine sind der 9., 12., 16., 19., 22.und 25. August 2017. Es spielen die Wiener Philharmoniker.
Dieser Beethoven klingt wie Schwarz-Weiß: heroisch-lyrisch, laut-leise- mehr gibt’s bei Järvi nicht. Das ist Positivismus, langweilig wie Wassersuppe. Simplifizierung. Punkt. Es stört noch mehr: ein undifferenziertes c-Moll-Forte etwa. Rhythmik und Phrasierung fehlen Wärme. Weiterlesen →
Rattle und die Berlin mit Mahler 7 und Boulez‘ Éclat
Wer Ende August noch nicht in der Saisoneröffnung war, kann heute nachholen.
Die Berliner Philharmoniker, Simon Rattle.
Pierre Boulez‘ Éclat (1965). Ein Sextett besetzt die Mitte des Podiums (Trompete, Posaune, Altquerflöte, Englischhorn, Bratsche, Cello). Links Harfe, Klavier, Cymbalon, mittig Mandoline, Gitarre, hinten vier Schlagzeuger. 15 Instrumentalisten. Die Struktur von Éclat ist luftig, das Verfahren teilweise aleatorisch. Die Instrumentation wird vom Gegensatz lang- und kurzklingender Instrumente bestimmt. Prägend ist die für Boulez charakteristische Spannung zwischen Sachlichkeit und Sinnlichkeit. Simon Rattle leitet. Die Linke agiert scheinbar spontan in der Zeichengebung per Zeigefinger. Die Rechte zeigt per Fingerzahl die Motivwahl. Rattle leitet sparsam, aber mit Emphase. Weiterlesen →
80 Musiker und ein weißer Schopf: Simon Rattle und das Bad in der Menge
Weil die Berliner Philharmoniker durch Nordamerika touren, kommt Berlin zwei Tage hintereinander in den Genuss des vollständigen Tourprogramms. Boulez, Mahler, Neue Wiener Schule, Brahms. Wien, Frankreich, Deutschland. Ausdruck, Moderne, Struktur.
Es ist ein Konzertdoppel, das unwillkürlich nach Abschied schmeckt (alas!). Werde ich Brahms‘ 2., Mahlers 7. noch einmal unter Rattle hören? Weiterlesen →
Ach, die Madama Butterfly. In der Teenie-Tragödie Madama Butterfly wird besonders blutig gestorben. Es ist eine Tragödie ohne Bösewicht (Pinkerton ist ja aufrichtig verliebt). Mit sozialem Unterton (Liebe GIs, nehmt doch bitte die japanischen Mädls etwas ernster). Und ohne Fallhöhe (Butterfly stirbt so arm wie sie war). Weiterlesen →